Das schönste Jahr meines Lebens

Ich habe ein Jahr in Lee´s Summit, Missouri, verbracht und muss zugeben, dass es das beste Jahr meines Lebens war. Anfänglich hatte ich Bedenken als ich auf der Anschrift meiner Gastfamilie Missouri las. Was ich nicht wusste: Lee´s Summmit ist ein Vorort von Kansas City und trotz des gewünschten, aber nicht vorhandenen, Meeres in der Nähe habe ich dort eine zweite Heimat gefunden!
Als ich ankam, war ich sehr aufgeregt, obwohl ich mit meiner Gastfamilie schon vorher geskypt hatte. Und als ich endlich den Flug hinter mir hatte, war ich umso froher, sie dann endlich kennenzulernen. Meine Gastfamilie, das sind: Meine Schwester Mady, die 17 ist, mein Bruder Tyler, der 19 ist und schon zum College geht, mein Vater Chris, der für eine große Mobilfunkfirma arbeitet, und meine Mutter Marie, die Grundschullehrerin ist.
Ich weiß noch, dass der Kulturschock ziemlich heftig war und ich in so manches Fettnäpfchen getreten bin, aber das gehört wohl dazu. Auch die Sprache machte mir noch Schwierigkeiten aufgrund der Schnelle und des Akzentes. Aber ich bin dort herzlich aufgenommen worden und habe sofort viele Leute kennengelernt, so dass die Tage nie langweilig waren.
Dann fing bald die Schule an. Ich kam erstaunlich gut klar. Die Fächer waren extrem leicht und wie man den Amerikaner vorwirft, oberflächlich zu sein, so sind sie umso offener, sodass ich schnell Freunde gefunden hatte. Ich liebe das amerikanische Schulsystem, aufgrund der Vielfalt und des Schulgeistes. Insbesondere das Sportangebot ist einfach super. So war ich Mitglied im Tennisteam, habe im Track and Field viele Medaillen gewonnen und Mady, Captain und beste Spielerin des Lacrosse Teams, hat mich trainiert, sodass ich auch dort mitwirken konnte und wir in Missouri das viertbeste Team wurden.
Da meine Familie ursprünglich aus Florida kommt, leben die Verwandten auch dort. So fiel ein übliches „Thanksgiving“ aus und wir fuhren stattdessen nach Chicago.
Gegen Dezember zog Natasha bei uns ein. Ich hatte sie in der Schule kennengelernt. Sie war auch Austauschschülerin, kommt aus Dänemark und hatte Probleme mit ihrer Gastfamilie. Von da an war immer etwas los bei uns im Haus und wir hatten eine Menge Spaß. Wir feierten Weihnachten zusammen und machten Tagestrips zum Beispiel nach Snowcreek zum Snowboarden. Im Frühling sind wir dann eine Woche an die „Ozarks“ gefahren. Dort waren wir campen und sind mit Kanus weitergefahren. Wir konnten uns richtig in die Zeit zurückversetzen, als die ersten Siedler das Land entdeckten – ein richtiges Abenteuer. Viele wissen nicht, dass Missouri nicht nur der Staat der „Conferderates“ und „Amish People“ ist, sondern auch landschaftlich viel zu bieten hat. Es gibt Berge, Wälder und Seen; ein wunderschöner Ort zum Ausspannen und für Naturliebhaber.
Dann sind Natasha und ich mit unserer Austauschorganisation für eine Woche nach Hawaii geflogen und haben das Paradies auf Erden besucht. Auch wenn es ungewöhnlich kühl war und es fast die ganze Zeit geregnet hat, haben wir uns die gute Laune nicht nehmen lassen und sind surfen und schwimmen gegangen, haben Vulkane bestiegen und Kokosnüsse geknackt, sind Hula tanzen gegangen und haben natürlich Pearl Harbor besucht. Es hat sehr viel Spaß gemacht und es hat sich auf jeden Fall gelohnt
Zum Schulende hin wurde es dann erst richtig cool. Ich konnte als Senior „Graduation“ miterleben, die Hüte in die Luft werfen und in der Promnacht in Ballkleidern feiern gehen. Das war ein einzigartiges Erlebnis, was ich niemals vergessen werde!



In den Sommerferien haben wir dann noch die Verwandtschaft in Florida besucht. Auch dort war das Urlaub pur. Wir haben ein paar Tage bei der Oma in Tampa verbracht, haben dann Chris’ Schwester Shannon auf Sanibel Island getroffen und seine Mutter in Fort Myers besucht. Am Ende sind wir dann noch alleine nach St. Pete an den Strand gefahren und dann ging es auch wieder nach Hause.



Bald darauf folgte auch der Abflugtermin von mir und Natasha. Unsere Abschiedsparty am hauseigenen Pool war zwar lustig, aber auf der anderen Seite wussten alle, dass dies ein Abschied für eine längere Zeit bedeuten würde. Es ist uns allen schwer gefallen und am Flughafen sind viele Tränen geflossen!
Wenn man mich fragt: „Wie war es denn?“, antworte ich immer nur: „gut“. Denn alle diese Eindrücke und Erfahrungen kann man nicht in einem Satz beschreiben. Würde man mich heute nochmals fragen, ob ich ein Jahr im Ausland verbringen möchte, würde ich sofort zusagen. Denn diese Chance bekommt man meistens nur einmal und es ist die beste Entscheidung meines Lebens gewesen und somit war auch das Jahr bis jetzt das schönste in meinem Leben!

Von Anabel Grunewald
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